Ein „Weiter so“ darf es nicht mehr geben: Klimaschutz in Mehrparteienhäusern muss smart werden!
Ein Meinungsbeitrag von Dr. Dirk Then,
Geschäftsführer der noventic group
Angesichts steigender Mieten und der aktuell hohen Energiepreise ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Diskussionen um Grenzen im wohnungswirtschaftlichen Klimaschutz zuspitzen.
Dass es Klimaschutz nicht zum Nulltarif gibt, ist klar. Häufig führt dies jedoch schnell zu der Frage, wer dafür zahlen muss. Der Streit darüber, ob Mieter oder Vermieter für die Mehrkosten aufkommen sollten, ist zwar verständlich, greift aber zu kurz. Dies zeigen auch die Ergebnisse einer aktuellen Mieter-Studie, die Prof. Pfnür (TU Darmstadt) in unserem Auftrag durchgeführt hat.
Vorab: CO₂-Emissionen müssen uns etwas kosten – auch im Wohnen.
Warum? Wenn wir die Konsequenzen unseres Verbrauchs nicht unmittelbar spüren, werden wir unser Verhalten nicht schnell genug ändern. Klima-Folgekosten – wie etwa die rund 20 Mrd. Euro teuren Flutschäden in der Eifel – sind noch weit entfernt und schnell vergessen. Daher ist die CO2-Bepreisung für Gebäude ein adäquates Mittel, um schnell zu mehr Klimaschutz zu kommen.
Werden wir dadurch Wohlstand und Komfort riskieren? Wenn wir den Energieverbrauch intelligent drosseln, nicht. Schweden steuert heute mit 110 Euro – und es wirkt: Der CO₂-Footprint je Einwohner und Jahr liegt mit 4,4 Tonnen CO₂ bei knapp der Hälfte von dem in Deutschland mit 9,15 Tonnen ohne, dass Lebensstandard oder Wirtschaftsleistung darunter leidet.
Klimaschutz fängt zu Hause an
Man kann aus meiner Sicht nicht oft genug daran erinnern: Rund 30 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland entfallen auf den Gebäudebereich, 73 Prozent der im Gebäude verbrauchten Energie allein auf das Heizen. Wenn uns hier kein Durchbruch gelingt, werden die deutschen Klimaziele kaum zu erreichen sein. Die Digitalisierung kann uns beim Klimaschutz helfen.
Ein erfolgversprechender Weg ist die digitale Steuerung unserer Heizungsanlagen. Sie kann den Primärenergieverbrauch bedarfsgerecht senken und damit die Mehrkosten für den Klimaschutz spürbar dämpfen. Unser strategischer Partner tado° entwickelt hierfür seit zehn Jahren intelligente Lösungen zur smarten Heizungssteuerung in privaten Einfamilienhäusern. Diese Technologie wollen wir nun in die Miet- und Eigentumswohnungen bringen.
Smarte Energiespar-Technologie als Kostentreiber?
Nutzen und Kosten solch smarter Technologien lassen sich quantifizieren: Eine aktuelle Gemserv-Studie zeigt, dass sich über eine digitale Heizungssteuerung pro investiertem Euro mehr CO₂ einsparen lässt als mit baulichen Maßnahmen, wie z. B. der Gebäudedämmung. Schon beim CO₂-Einstiegspreis von 25 Euro pro Tonne amortisiert sich die Investition in die Ausstattung einer 3-Raum-Wohnung in rund zwei Jahren – eine Wärmepumpe rechnet sich erst nach 20 Jahren. Ein eindeutiges Beispiel, wie die Digitalisierung zum Klimaschutz beitragen kann.
Wie hoch ist die Bereitschaft, digitalisierte Lösungen in die eigene Wohnung zu lassen, um zum Klimaschutz beizutragen?
Die Ergebnisse unserer aktuellen Studie "Rolle des Mieters" sind ermutigend: Der Großteil der 1.000 befragten Miethaushalte fühlt sich für Klimaschutz im Wohnbereich mitverantwortlich und ist bereit, durch ein digital unterstütztes Heizverhalten einen Beitrag zu leisten. Gemeinsam mit den Vermietern könnten sich hier „Beutegemeinschaften“ ergeben, die zum beiderseitigen Vorteil nach mehr Klimaschutz streben. Smarte Heiztechnik kann so konkret helfen, Klimaziele schneller und gleichzeitig wirtschaftlicher zu erreichen.