Die Digitalisierung der Energiewende
Steigende Energie- und Versorgungskosten, Lieferkrise und Verteuerung von (Bau-)Rohstoffen, Fachkräftemangel und Auftragsstau bei ausführenden Unternehmen – Gebäudeeigentümer und Verwalter stehen vor diversen Herausforderungen beim Versuch, den Gebäudebestand energieeffizient und nachhaltig zu bewirtschaften. Kurzfristige Ergebnisse mit nachhaltiger Wirkung lassen sich durch Modernisierungsarbeiten so nicht erreichen. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten, wie der Wohnungsbestand möglichst schnell und mit überschaubarem finanziellem Aufwand energiesparend und effizient aufgestellt werden kann – die Digitalisierung der Energiewende ist der Schlüssel.
Und der erste Schritt ist meist bereits getan: Verbrauchsdaten für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit von Haushalten und Gebäuden sind in der Wohnungswirtschaft längst angekommen. Allerdings wird immer noch versäumt, von der mittlerweile recht stattlichen Datenlage zu profitieren. Es ist dringend an der Zeit, vom digitalen Abbilden zum digitalen Agieren zu kommen.
Im Fokus: Verhalten und Zutun der Bewohner
Bevor Gebäudeeigentümer und Verwalter nun aber anfangen zu investieren, muss ihnen klar sein: Ohne das Zutun von Bewohnern geht es nicht. Sie wollen abgeholt, informiert und eingebunden werden. Die gute Nachricht: In Zeiten von immens gestiegenen Energiekosten und scheinbar unkalkulierbaren Abschlagszahlungen sind diese mehr als bereit, ihren Beitrag zu leisten. Das zeigt die Studie zur „Rolle des Mieters im wohnungswirtschaftlichen Klimaschutz“ von Prof. Dr. Andreas Pfnür der TU Darmstadt. Mehr als zwei Drittel der Mieter halten einen effizienten Klimaschutz in der Wohnungswirtschaft ohne ihre Mitwirkung für unmöglich. Die Befragten sind durchaus zu größeren Klimaschutzanstrengungen in den eigenen Wänden bereit, wenn Kosten und Komfort stimmen und die Maßnahmen intuitiv nutzbar sind. Die Digitalisierung des Energieverbrauchs schafft dafür eine zentrale Voraussetzung.
Smart heizen dank der Digitalisierung des Energieverbrauchs
Eigentümer und Verwalter müssen allerdings die Möglichkeiten dazu bereitstellen. Am verbreitetsten ist die Digitalisierung der Energieversorgung, konkret: digitale Anwendungen und Services wie Apps zum Energieverbrauch für Bewohner. Diese geben Rückmeldung über den eigenen Energieverbrauch und animieren, bewusst und eigenverantwortlich mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen. Ein weiteres Beispiel sind smarte Thermostate. Diese werden von den Bewohnern entweder per Smartphone und Steuerungs-App bedient, energiesparende Assistenzfunktionen wie eine automatische Fenster-offen-Erkennung oder vorprogrammierte raumspezifische Zeitpläne funktionieren aber auch lokal, ohne Cloud- oder App-Unterstützung und machen dadurch das Heizen deutlich effizienter.
Um die Digitalisierung der Energiewende voranzutreiben, muss die Breite der Bevölkerung miteinbezogen werden. Denn es greift zu kurz, diese Produkte und ausschließlich einer technikaffinen Klientel anzubieten. Daher müssen Lösungen zum smarten Heizen auch lokal und ohne permanente Cloud-Anbindung funktionieren sowie abseits vom privaten WLAN über sichere und verlässliche professionelle Funksysteme laufen. Neben den erwähnten Assistenzfunktionen gibt es weitere individualisierbare Funktionen wie eine Schimmelwarnung bei erhöhter Luftfeuchte, die der Bewohner ohne Datenweitergabe an den Eigentümer erhält.
Was simpel klingt, kann enorme Wirkung erzeugen: Richtig umgesetzt, erhöht die Digitalisierung von Thermostaten nicht nur den Wohnkomfort, sondern schafft durchschnittlich auch Energieeinsparungen von rund 15 bis 20 Prozent an den Heizkörpern. Die smarten Thermostate reduzieren neben dem Energieverbrauch auch die CO₂-Emissionen von Gebäuden.
Digitalisierung auch in kleinen Schritten möglich
Diese Anwendungsfälle zeigen: Die Digitalisierung vieler kleinerer Prozesse kann enorme Wirkung entfalten. Die Bündelung unterschiedlicher Gebäudedaten und Verbrauchswerte zu Strom, Wasser, Erdgas oder Heizwärme erzeugen eine solide Datengrundlage für weitere Prozesse wie die digitale Steuerung von Heizungsanlagen oder die optimale Einbindung von dezentral erzeugter erneuerbarer Energie. Damit steigen Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit von Gebäuden deutlich.
Doch so wichtig das aktuell ist, es geht um weit mehr als darum, kurzfristig Energie zu sparen. Die auf Gebäudeebene aggregierten Daten helfen, beispielsweise durch Visualisierung des Energieverbrauchs Transparenz und Vergleichbarkeit von Gebäuden herzustellen. Damit sind sie wiederum unverzichtbare Grundlage für sinnvolle Sanierungsmaßnahmen und helfen, Potenzial zur Energieeinsparung und CO₂-Reduktion zu ermitteln. Eine Kenngröße, die gerade für einen größeren Bestand mit viel Einsparpotenzial Relevanz hat und darüber hinaus die Grundlage für eine effiziente, belastbare Liegenschaftsbewertung legt.
Lösungen aus einer Hand
Für Gebäudeeigentümer oder Verwalter, die ihren Bestand digital fit machen wollen, ist es sinnvoll, den Prozess ganzheitlich zu denken und die Vernetzung der Lösungen rund um das Gebäude von Anfang an mitzudenken.
Die Funkausstattung für den spartenübergreifenden Messstellenbetrieb und die Smart Meter Gateway-Anbindung sowie die Einbindung aller Daten auf einer – bestenfalls systemoffenen –
Datenplattform mit entsprechenden nachgelagerten digitalen Anwendungen müssen reibungslos miteinander kommunizieren können. Nur so können die Gebäudedaten sicher, und natürlich ausschließlich pseudonymisiert und anonymisiert in aggregierten Clustern, gespeichert und über smarte Anwendungen zu hilfreichen Informationen werden. So funktioniert die Digitalisierung der Energiewende für eine klimaintelligente Gebäudezukunft!