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Themenbeitrag

Zitat Babette Peulicke Slott noventic group

Helfen Visualisierungen beim Energiesparen?

Wirkt sich die Visualisierung von Energieverbrauchsdaten tatsächlich auf das Verbrauchsverhalten aus und kann so beim Energiesparen helfen? Dieser Frage geht die Energieanthropologin Babette Peulicke Slott vom Danish Technological Institute in einer Studie nach. Zu welchen Ergebnissen Babette kommt, erfahren Sie hier.

Um die ambitionierten Klimaziele der EU zu erreichen, muss der Energieverbrauch des Gebäudesektors drastisch reduziert werden. Die Verbesserung der physikalischen Eigenschaften von Gebäuden allein reicht aber dafür nicht aus: Das Verbrauchsverhalten von Bewohnern stellt einen entscheidenden Faktor für die tatsächliche Energiebilanz eines Gebäudes dar. In einem Kopenhagener Vorort wurde in einer mehrjährigen Studie untersucht, ob der Einsatz digitaler Visualisierungen das Bewusstsein über den eigenen Energieverbrauch steigern kann – und somit gleichzeitig dem sogenannten Rebound-Effekt vorbeugen kann.

Einsatz digitaler Verbrauchsvisualisierungen in Kopenhagen

Im Zeitraum Dezember 2016 bis Juni 2019 wurde in der von Babette Peulicke Slott betreuten Studie in einem von der dänischen noventic Tochter KeepFocus betreuten Mietwohnungs-Quartier in Kopenhagen untersucht, ob sich der Energieverbrauch der Bewohner durch den Einsatz digitaler Verbrauchsvisualisierungen ändert.  In ihren Wohnungen installierte Displays bieten den Mietern eine Übersicht über den eigenen Verbrauch von Wärme, Strom, Warm- und Kaltwasser. Es bietet zusätzlich die Möglichkeit, den eigenen Verbrauch im zeitlichen Verlauf zu verfolgen und mit anderen anonymisierten Nutzerdaten zu vergleichen. Die Mieter werden über die Displays auch über die Raumtemperatur und die relative Luftfeuchtigkeit informiert und bekommen eine Einschätzung der anfallenden Verbrauchskosten sowie Tipps und Hilfestellungen zur Optimierung des eigenen Energieverbrauchs.  

Auswirkungen von Verbrauchsvisualisierung auf den Energieverbrauch

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass nach Inbetriebnahme der Verbrauchsvisualisierungen der durchschnittliche Verbrauch über den gesamten Studienzeitraum reduziert wurde. Kaltwasser-, Warmwasser-, Strom- und Heizungs-Verbräuche sanken im Durchschnitt um 17%, 23%, 12% und 17%, nachdem die Displays in Betrieb genommen wurden.
         
Interviews mit den Bewohnern und Beobachtungen legen laut Babette Peulicke Slott nahe, dass das Bewusstsein der Mieter durch die Visualisierung der Verbräuche so sensibilisiert wurde, dass es zu Veränderungen in ihrem täglichen Verhalten führte. Das Bewusstsein über die individuellen Verbraucherdaten hat somit Auswirkungen auf das Nutzerverhalten.

Es wurde kein Unterschied im durchschnittlichen Verbrauch zwischen den niedrig und hoch interagierenden Benutzern festgestellt. Babette Peulick Slott schließt daraus: "Visualisierungen von Verbräuchen können auch ohne hohe aktive Interaktion mit der App zu einer Senkung des Energieverbrauchs führen."

Neue Technologien nutzen Potenziale für klimafreundliches Wohnen

Die Studie betont: wie relevant es ist, die Bewohner bei allen Energieeinsparbemühungen einzubeziehen. Digitale Verbrauchsanzeigen bieten die Möglichkeit zeitgleich ein Bewusstsein für den eigenen Energieverbrauch zu schaffen und zu senken, Kosten zu sparen und klimaschonender zu Wohnen. 

Babette Peulicke Slott über die Rolle der digitalen Verbrauchsvisualisierung: