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Themenbeitrag

Smarte Thermostate: Erste Vermietererfahrungen

Smarte Thermostate versprechen deutlich spürbare Energieeinsparungen, ohne den Komfort der Bewohner zu beeinträchtigen. Ein Mitglied des Vorstands der Genossenschaft, deren Liegenschaften Teil des Leuchturmprojekts der noventic group sind, teilt seine Hoffnungen, Erfahrungen und erste Ergebnisse.

Steffen Karg ist Vorstandsmitglied der Wohnungsgenossenschaft Letter eG. Als Vermieter hat er den Anspruch, „Wohnungen zu sozialen Preisen zu vermieten“, wird aber, ebenso wie die Mieter, durch steigende Energie- und Betriebskosten, Vorgaben der Klimaschutzpolitik und Sanierungsanforderungen unter Druck gesetzt.

Aktuell zählen 265 Wohnungen zum Bestand der Genossenschaft im niedersächsischen Seelze. Da die Genossenschaft weitgehend auf Erhöhungen während eines laufenden Mietverhältnisses verzichtet, bleiben die Mieten niedrig. Daher wohnen viele Mieter schon seit mehreren Jahrzehnten in den Wohnungen. Durchschnittlich liegt der Quadratmeterpreis hier bei 6,50 Euro bei Neuvermietung und bei 5,30 Euro bei Altverträgen. Für aufwendige Sanierungen bleibt dabei kaum noch Geld. „Wir stehen hier immer mehr vor einem Dilemma“, berichtet Vorstandsmitglied Karg. 

Jeder sechste Haushalt in Deutschland ist inzwischen mit den Wohnkosten überlastet. 16 % der zur Miete wohnenden deutschen Haushalte haben eine Mietbelastung von mehr als 40 %, 1,5 Mio. Haushalte sogar von über 50 %. Damit hatten im Jahr 2022 insgesamt 3,2 Mio. Haushalte eine Mietbelastung die weit über dem Durchschnitt lag (Quelle DeStatis (2023)). Um das Problem für Mieter sowie Vermieter zu entschärfen, wurde in Seelze nun auf smarte Heiztechnik umgestellt.

Teilnahme am deutschlandweiten Leuchtturmprojekt

Im Rahmen eines Leuchtturmprojekts der noventic group wurden Mehrparteiengebäude von 14 Wohnungsunternehmen in Deutschland für die Heizperiode 2022/23 mit smarten Thermostaten von tado° ausgestattet. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt kann festgehalten werden, dass die Komplettlösung der noventic group aus Sicht der Verwaltung der beteiligten Wohnungsunternehmen problemlos in bestehende wohnungswirtschaftliche Prozesse integriert werden kann.

In Bezug auf Mietwohnungen ist die Integration smarter Thermostate neu, in Einfamilienhäusern werden die Lösungen von tado° jedoch bereits seit zehn Jahren erfolgreich eingesetzt. Über 3 Mio. smarte Thermostate wurden bisher in mehr als 400.000 Haushalten installiert. Einfamilienhaushalte konnten dadurch Energieeinsparungen von durchschnittlich 22 % erreichen – eine Zahl, die auch im Mehrparteiensektor angestrebt wird und mit einer neuen Generation smarter Thermostate, erzielt werden soll. Um diesem Ziel näher zu kommen, werden die neuen Thermostate speziell auf die Anforderungen der Wohnungswirtschaft zugeschnitten. Erfahren Sie mehr zu Energieeinsparungen im Mehrparteienhaus.

Auch im Sinne der Mieter

Für den Erfolg des Projektes ist es Kargs Meinung nach wichtig, die Mieter mit in den Prozess einzubeziehen und zu begleiten. Aufgrund ihrer überschaubaren Größe und der Nähe der Verwaltung der Letter eG zu den Mietern, gelang dies hier sehr gut und Fragen der Mieter konnten bisher immer schnell geklärt werden. Dabei variiert der Beratungsbedarf stark: „Wir haben eine sehr gemischte Klientel mit jungen, digitalaffinen Mietern aber auch älteren Menschen, die wenig oder keine Erfahrung mit smarten Geräten besitzen. Daher war die Einführung vor Ort ein wichtiger Schritt“. Die Mieter im Stadtteil Letter bekamen bei der Montage der smarten Thermostate gleich eine Schulung für die Geräte. „Ich habe den Eindruck, dass die Mieter mitziehen“, lautet die erste Einschätzung des Vorstandmitgliedes Karg. „Natürlich nutzen die Mieter entsprechend ihren Bedürfnissen und Kenntnissen die smarten Thermostate in unterschiedlichem Ausmaß. Das funktioniert für alle Nutzer gut, im laufenden Betrieb gab es keine Rückfragen“, so das Fazit Steffen Kargs.

Individuelle Lösungen für jeden Mieter

So vielfältig die Lebensweisen der Mieterschaft sind, so vielfältig muss auch die Heizlösung sein. „Wir können und wollen unseren Mietern nichts überstülpen. Wer in der Nacht von der Schicht kommt, möchte es dann warm in der Wohnung haben. Da macht es keinen Sinn, für alle abends zentral die Heizung zu drosseln.“ Damit war die Funktion der smarten Thermostate, die eine auf die jeweiligen Lebensumstände zugeschnittene Heizlösung erlaubt, ein weiteres ausschlaggebendes Kriterium für Karg. Studierende, Schichtarbeiter, Rentner oder auch Mieter, die im Homeoffice arbeiten, haben alle unterschiedliche Bedürfnisse. „Es macht daher Sinn, die Raumtemperaturen individuell zu steuern.“ Das geht direkt am Thermostat oder bequem per App, ohne auf den gewohnten Komfort verzichten zu müssen.

Wertsteigerung der Immobilie

Über die Angelegenheit, wer die Kosten für die smarten Thermostate in Letter künftig trägt, ist noch nicht entschieden. Die Belastung für Mieter soll möglichst geringgehalten werden, weshalb die Genossenschaft dazu tendiert, die Kosten für Geräte, Installation und Betrieb selbst zu übernehmen. Für Vermieter bringt die Installation smarter Thermostate neben einer Verringerung der Energieverbräuche und Heizkosten auch den Vorteil einer Wertsteigerung ihrer Immobilie. Denn die Energieeinsparungen können sich positiv auf die Energieeffizienzklasse und den CO₂-Verteilungsschlüssel auswirken.

Studie bestätigt die Effizienz von smarten Thermostaten

Im Zeitraum von November 2022 bis Februar 2023 führte das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), begleitend zum Leuchtturmprojekt, eine wissenschaftliche Studie zum Energieeinsparpotenzial in Mehrparteienhäusern durch. Zum Anlass nahmen sie sich die derzeitigen energie- und klimaschutzpolitischen Herausforderungen, die schnell realisierbare Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen fordern. Sanierungsmaßnahmen sind wichtig, um Energieeinsparungen zu erreichen. Neben hohen Material- und Personalkosten, benötigen Sanierungen und energiesparende Umbaumaßnahmen, auch wegen des Fachkräftemangels, einen längeren Zeithorizont zur Umsetzung und verursachen dabei zsätzliche THG-Emissionen. Aufgrund des Rebound-Effekts erzielen sie anschließend nicht immer den gewünschten Einspar-Effekt.

Neben Wärmedämmung und Sanierungen wurde nach alternativen, schneller wirkenden Maßnahmen geforscht. Im Rahmen der aktuellen Studie wurden daher die Energiespar-Effekte von smarten Heizkörperthermostaten evaluiert. Sowohl aus Sicht der Mieter als auch aus der Sicht der Vermieter, bieten smarte Thermostate eine schnelle und unkomplizierte Umsetzungsmöglichkeit. Zudem ergaben die Ergebnisse der Studie, dass neben Energieeinsparungen auch Zeit- und Kostenvorteile erzielt werden können. Innerhalb des 3-monatigen Untersuchungszeitraums konnten Haushalte, die smarten Heizkörperthermostate nutzen, eine Energieeinsparung von 15,5 % im Vergleich zu nicht ausgestatteten Haushalten erreichen. Auch der relative Wärmeverbrauch wurde gemessen, mit dem Ergebnis, dass Haushalte mit einem smarten Thermostat einen um durchschnittlich 31,5 % geringeren relativen Wärmeverbrauch hatten. Selbst teilausgestattete Gebäude konnten einen um durchschnittlich 21 % geringeren relativen Wärmeverbrauch im Vergleich zu nicht-ausgestatteten Haushalten aufweisen. Die Studie untermauert die Effizienz smarter Thermostate, die einen wichtigen Baustein bilden, um Energie und Heizenergiekosten im Gebäudebereich zu sparen.

 

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Thomas Ahlborn

Head of Corporate Marketing, noventic group

Seit 2013 ist Thomas Ahlborn in unterschiedlichen Positionen für die Unternehmen der noventic group tätig – mit einem thematischen Fokus auf neue Versorgungskonzepte für Quartiere und Gebäude.

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