Themenbeitrag
Klimaschutz in Gebäuden – Nachhaltigkeit als Innovationstreiber nutzen
Nachhaltigkeit steht für weit mehr als das Bewahren eines Zustands. Sie kann auch ein entscheidender Innovationstreiber sein. Eine Branche, die davon profitieren könnte, ist die Gebäudewirtschaft: Will diese das Ziel einer weitgehenden Klimaneutralität bis 2045 erreichen, muss sie rasch eine gründliche Transformation durchlaufen. Der Innovationsdruck ist besonders hoch, denn der Gebäudesektor in Deutschland hat die Klimazwischenziele der Bundesregierung in den vergangenen Jahren regelmäßig verfehlt. Zusätzlich haben Gebäude einen sehr langen Lebenszyklus, anders als in anderen Sektoren. Wird also heute ein Gebäude neu errichtet, sollte es jetzt schon den Klimazielen entsprechen.
Aktuell ist der Gebäudesektor für rund 30% der Treibhausgasemissionen verantwortlich und somit ein nicht zu unterschätzender Hebel in der Energiewende. Der Klimaschutz in Gebäuden muss im Rahmen einer interdisziplinären Nachhaltigkeitsstrategie angegangen werden, ein „Weiter so“ darf es nicht mehr geben.
Die Forstwirtschaft als Pionier
Doch was bedeutet „Nachhaltigkeit“ eigentlich? Die Grundidee und der Begriff tauchten erstmals im 18. Jahrhundert in der deutschen Fortwirtschaft auf. Der damals entwickelte neue Leitgedanke lautete, dem Wald nicht länger mehr Holz zu entnehmen als nachwächst. Der Wald sollte nicht geplündert werden, sondern als wertvolle ökonomische Ressource für kommende Generationen erhalten bleiben.
Die vielleicht griffigste moderne Formulierung von Nachhaltigkeit stammt aus dem Jahr 1987: „Nachhaltige Entwicklung bedeutet die Befriedigung heutiger Bedürfnisse, ohne zukünftigen Generationen die Möglichkeit zu nehmen, ihrerseits ihre Bedürfnisse zu befriedigen“, hielt der „Brundtland-Bericht“ der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen fest.
Klimaneutrale Gebäude
Für den Gebäudesektor steht in Sachen Nachhaltigkeit heute insbesondere der Klimaschutz auf der Agenda. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Energieverbrauch und CO₂-Emissionen deutlich reduziert werden. Die Digitalisierung der Gebäudeinfrastruktur kann hierbei ein wertvoller Schlüssel sein. Denn entsprechende, zumeist datenbasierte Lösungen und Dienstleistungen für die Wohnungswirtschaft ermöglichen Effizienzgewinne und Optimierungen zugunsten sowohl der Energieeffizienz als auch der Wirtschaftlichkeit. Technologieoffenheit lautet dabei eines der grundlegenden Prinzipien. Denn nur ohne Scheuklappen lassen sich die jeweils besten Lösungen für spezifische Probleme finden. Interoperabilität und Netzwerkfähigkeit der Komponenten und Systeme lauten zwei weitere zentrale Anforderungen.
Ein entscheidender Vorteil der digitalen Technik ist, dass ihr Einsatz gerade in Bestandsgebäuden mit schlechterer Energiebilanz sehr wirksam möglich ist. Durch die Digitalisierung der Energiewende können wenig effiziente Gebäude, die nicht kurzfristig oder nur sehr teuer und aufwändig saniert werden könnten, den Sprung in eine bessere Gebäudeenergieklasse schaffen und so zügig und signifikant Kosten und Energie einsparen.
Digitalisierung als drittes Standbein im gebäudebezogenen Klimaschutz
Die Praxis hat bereits gezeigt, dass die Digitalisierung einen deutlich spürbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Durch digitale Messtechnik und Verbrauchstransparenz etwa lassen sich die Energieverbräuche nachweislich positiv beeinflussen. Smarte Thermostate mit energiesparenden Assistenzfunktionen wie einer Fenster-offen-Erkennung und weiteren nutzerfreundlichen Features führen zu Energieeinsparungen von gut 15 Prozent.
Ein anderes Beispiel: Wer Mietern und Eigentümern mithilfe digitaler Technik Vergleichswerte an die Hand gibt, schafft Anreize, bewusster zu heizen und Verbräuche zu reduzieren. Auf diese Weise wird die Digitalisierung mit all ihren Facetten neben der Dämmung von Gebäudehüllen und innovativer Heiztechnik zum unverzichtbaren dritten Standbein im gebäudebezogenen Klimaschutz.
Die Rolle von Mietern und der Politik
Bei großen Veränderungen müssen alle Akteure an einem Strang ziehen, um einen langfristigen positiven Einfluss auszuüben. Es braucht zum einen Mieter, die bereit sind, ihren Teil zum Klimaschutz beizutragen. Dass im Bereich der Automatisierung und beim Teilen von Verbrauchsdaten die Akzeptanz hoch ist, zeigt die Studie zur „Rolle des Mieters“. Mehr als zwei Drittel der Mieter sind demnach der Meinung, dass effizienter Klimaschutz in Gebäuden bzw. im Bereich der Wohnungswirtschaft nur durch ihre Mithilfe möglich ist.
Zum anderen muss die Politik Rahmenbedingungen schaffen, die für Planbarkeit sorgen. Dabei geht es konkret um Anreize für die Umrüstung und die Ausweitung der Forschung, aber auch darum, das Handwerk wieder attraktiver zu machen und so für Nachwuchs bei den erforderlichen Fachkräften zu sorgen.
Wie Nachhaltigkeit hilft, Wohnraum bezahlbar zu halten
Von der klimaintelligenten Immobilie profitiert nicht allein die Umwelt durch weniger Emissionen: Halter und Verwalter können durch effizienzsteigernde digitale Prozesse ihre Kosten reduzieren, ebenso wie die finanzielle Belastung durch vermeidbare CO₂-Emissionen. Bewohner können durch intelligente Wärmeregulierung ihren Heizenergieverbrauch ohne Verzicht auf den gewohnten Komfort reduzieren. So trägt die klimaintelligente Immobilie auch dazu bei, Wohnraum bezahlbar zu halten – ein echter Beitrag zur sozialen Nachhaltigkeit.